Der Ellenbogen im Fokus

 

Tennis- und Golferarm bekommt man nicht nur auf dem Sportplatz.

Auch Handwerker, Musiker und „Tastatur-Arbeiter“ zählen zu den Risikogruppen für die sogenannte Epicondylitis. Der Grund: So gut wie jede Hand- und Fingerbewegung kommt über die Unterarmmuskulatur auch am Ellenbogen an. Erfahren Sie in dieser Patienteninformation*, wie Tennis- bzw. Golferarm entsteht und behandelt wird. Eine erfahrene Handtherapeutin gibt alltagstaugliche Tipps, was Sie selbst gegen die verbreitete Überlastungserkrankung tun können

Schon gewusst?
Kein Mensch kann seinen
eigenen Ellenbogen küssen.

5 Fakten zum Ellenbogen

Am Ellenbogen laufen alle Bewegungen von Unterarm und Hand zusammen.

 

  1. Das Ellenbogengelenk besteht aus drei Teilgelenken zwischen Oberarmknochen sowie Elle und Speiche des Unterarms.
  2. Als bewegliche Verbindung ermöglicht es uns, den Unterarm zu beugen, zu strecken und zu drehen.
  3. Stabilität erhält das Gelenk durch die umgebende Gelenkkapsel und kräftige Seitenbänder.
  1. Im hinteren Bereich des Ellenbogens sorgt ein Schleimbeutel für bessere Druckverteilung und weniger Reibung.
  2. Fast alle Muskeln, die Handgelenk und Finger beugen und strecken, haben ihren Ursprung am Ellenbogen.

Umgangssprachlich ist von Tennis- oder Golferarm die Rede, wenn es um die sogenannte Epicondylitis geht. Doch nicht nur die typischen Schlagbewegungen beim Sport können die schmerzhafte Ellenbogenreizung auslösen …

Tennis- und Golferarm

Golferarm
Das Pendant an der Innenseite des Ellenbogens wird als Golferarm (Epicondylitis humeri medialis bzw. ulnaris) bezeichnet und rührt von Verspannungen der Beugemuskulatur her.

Tennisarm
Der Tennisarm (Epicondylitis humeri lateralis bzw. radialis) ist eine Erkrankung an der Außenseite des Ellenbogens, die Folge einer verspannten oder verkürzten Streckmuskulatur ist.

Wenn Muskelverspannungen am Unterarm zu stechenden Schmerzen am Ellenbogen führen.

 

Jeder Muskel ist mittels Sehnen an Knochen befestigt. Verspannt sich die Muskulatur, entsteht zu starker Zug auf die Sehnenursprünge. Es kommt zu Veränderungen des Sehnengewebes, z.B. Reizungen, Entzündungen oder sogar Einrissen.

 

Auslöser können praktisch alle Finger-, Hand- und Armbewegungen sein, insbesondere sich wiederholende, gleichförmige Tätigkeiten. So sind vom Tennisarm viele Büroangestellte betroffen, weshalb auch vom „Mausarm“ die Rede ist. Unter Golferellenbogen leiden häufig auch Handwerker und Musiker.

 

Hand- und Armbewegungen erzeugen Muskelschwingungen,
die die Sehnenursprünge am Ellenbogen reizen können

 

Ursachen
  • Dauer- und Fehlbelastung der Unterarmmuskulatur
  • Bandinstabilität am Ellenbogen (z.B. nach einer Verletzung) oder am Handgelenk, die von der Muskulatur ausgeglichen werden muss

 

Symptome
  • Schmerzen an den Sehnenursprüngen der Streck- bzw. Beugemuskulatur am Ellenbogen sowie im Unterarm
  • geschwächte Hand- und Fingermuskulatur

Behandlung

Was Sie selbst zur Vorbeugung und Behandlung tun können, erfahren Sie auf den nächsten Seiten:

  1. Vorbeugung im Alltag
  2. Muskeldehnung
  3. Entlastung von außen
  4. Lockerung der Muskulatur
  5. Gezielter Kraftaufbau
Unterstützung bei Instabilität

 


Bandagen, wie die Dynamics Plus Ellenbogenbandage, helfen schwache Bänder auszugleichen, ohne die Beweglichkeit des Arms einzuschränken.

Es gilt, Belastung und Muskulatur wieder in Einklang zu bringen.

 

Vorbeugung

Da Tennis- bzw. Golferarm eine Überlastungserkrankung ist, können Sie ihr durch gezielte Vorbeugung, Dehnungsübungen und entlastende Hilfsmittel zuvorkommen (s. Seite 12 – 15).

 

Nicht-operative Behandlung

Die Therapie bei Epicondylitis ist langwierig, doch frühzeitig behandelt kann eine OP meist vermieden werden. Neben Hand-, Ergo- und Physiotherapie kommen entlastende Bandagen zum Einsatz. Entscheidend ist, die Ursache zu erkennen und zu behandeln:

 

Bei Instabilitäten
Ob direkt am Ellenbogen oder im Handgelenk – Instabilitäten könnten Ursache Ihrer Muskelprobleme sein und sollten vom Arzt abgeklärt werden. Je nach Schwere kann eine stabilisierende Bandage helfen, aber auch eine Operation erforderlich sein.

Bei Überlastung
Wenn der Trainingszustand Ihrer Muskulatur nicht Ihrer Belastung entspricht, kann es zu akuten Problemen kommen. Dann gilt es in den ersten 3 bis 5 Tagen, die Beanspruchung zu reduzieren, damit Entzündung und Schmerzen abklingen. Stündliches Kühlen und Ruhigstellung des Arms helfen dabei.

Danach können sanfte Dehnungsübungen und Bandagen die Muskelspannung mindern. In Absprache mit Ihrem Arzt oder Therapeuten beginnt der schrittweise Belastungs- und Kraftaufbau (s. Seite 14 – 17).

Operation
Sind Instabilitäten ausgeschlossen, wird eine OP erst in Erwägung gezogen, wenn nach min. 6 Monaten intensiver Behandlung keine Besserung eintritt. Hierbei entfernt der Operateur chronisches Entzündungsgewebe und geschädigte Sehnenanteile und fixiert die Sehne neu. In einigen Fällen werden gezielt Nervenbahnen durchtrennt, um die Schmerzweiterleitung zu unterbinden.

Je nach Operationsmethode kann der Arm direkt im Anschluss frei bewegt werden oder wird für ca. 2 Wochen mittels Gips ruhiggestellt. Nach 4 bis 6 Wochen sind leichte Belastungen im Alltag wieder möglich. Sport und schwere Tätigkeiten – auch der Hände – sollten Sie erst 3 Monate nach der OP wieder aufnehmen.

1 Vorbeugung im Alltag

Mit einfachen Maßnahmen schützen Sie Ihren Ellenbogen vor Überlastung:

 

  • Rechtzeitige Pausen: Ruhen Sie aus, bevor Sie müde sind! Dauerbelastungen können zu Muskelverspannungen führen. Auch Stress tut seinen Teil dazu. Schaffen Sie sich Ruheoasen im Alltag und nutzen Sie beispielsweise Entspannungstechniken.
  • Haltung wahren: Achten Sie auf eine aufrechte Körperhaltung und trainieren Sie Ihre Rumpfmuskulatur – besonders, wenn Ihre Arme hohen Belastungen ausgesetzt sind. Wie bei einem Baum sollte der Stamm stärker sein als seine Äste!

2 Entlastung von außen

Punktuelle Entlastung


Epicondylitisspangen, wie die Push med Ellenbogenbandage Epi, entlasten durch gezielten Druck und überzeugen durch ihre schlanke Passform.

Großflächige Dämpfung


Ein einzigartiges Wirkprinzip bietet die Dynamics Plus Epicondylitisbandage, deren großflächiges Gelpolster die auslösenden Muskelschwingungen dämpft

Bandagen können die Muskelspannung und den Zug am Sehnenursprung reduzieren.

 

Ob vorbeugend oder akut – die meisten Hilfsmittel entlasten den Ellenbogen, indem sie die Zugrichtung der Sehne verändern. Dazu üben Epicondylitisspangen gezielten Druck auf die Sehnenursprünge aus. Wichtig: Die Spangen sollten auf dem Muskelbauch kurz vor (nicht auf!) der Schmerzstelle sitzen.

 

Viele Bandagen können sowohl bei Tennisarm (Streckmuskulatur Armaußenseite) als auch bei Golferarm (Beugemuskulatur Arminnenseite) eingesetzt werden.

 

Ein alternatives Wirkprinzip bietet die Dynamics Plus Epicondylitisbandage, die nachweislich gegen die Krankheitsursache wirkt

3 Muskeldehnung

Vor, während und nach Belastung helfen Dehnungsübungen, Ihre Muskeln vor Verspannung zu schützen.

 

Wiederholungen
Vorbeugung: mehrmals täglich 2 Minuten in Dehnungsposition halten
Akute Beschwerden: stündlich 20 mal in ruhigem Rhythmus, solange Sie dabei keine starken Schmerzen verspüren

Bei Tennisarm
Zur Dehnung der Streckmuskulatur auf der Außenseite des Arms hilft Ihnen folgende Übung, die Sie mit beiden Armen durchführen sollten:

Bei Golferarm
Nutzen Sie die folgende Übung, um Ihre Beugemuskulatur an der Arminnenseite zu dehnen:

4 Lockerung der Muskulatur

Hand-, ergo- und physiotherapeutische Techniken helfen, Verspannungen zu lösen.

 

Die betroffene Muskulatur und deren Sehnenursprünge können gelockert werden durch:

  • Tape-Anlage
  • Querfriktion (auch bei Entzündungen)
  • Triggerpunkt-Behandlung
  • Ultraschall (auch bei Entzündungen)
  • Stoßwellentherapie
  • Laserbehandlung
  • Krafttraining zur aktiven Senkung
    der Muskelspannung
  • etc.

5 Gezielter Kraftaufbau

Bauen Sie schrittweise Ihre Muskulatur auf – nicht nur in den Unterarmen, sondern auch im Rumpf!

 

Wer viel und schwer mit Händen und Armen arbeitet, benötigt auch Kraft im Oberkörper. Daher sollten Sie, wenn es an den Kraftaufbau geht, neben dem betroffenen Tennis- oder Golferarm auch Ihre Rumpfmuskulatur stärken.

 

Um gezielt, aber sanft Ihre Unterarmmuskulatur zu trainieren, können Sie folgende Kräftigungsübung machen:

 

Wiederholungen: mit beiden Armen mehrmals täglich 3 mal 10 Wiederholungen,  schrittweise steigern auf 3 mal 20 Wiederholungen, solange Sie dabei keine starken Schmerzen verspüren

 

Gewicht: schrittweise von 0,5 auf 2 kg steigern; ggf. ohne Gewicht beginnen und erst steigern, wenn Sie ohne starke Schmerzen 3 mal 20 Wiederholungen schaffen